Kubb Wurfhölzer liegen auf der Wiese
Magazin Zeitgeist

Kubb – Das Wurfspiel der Wikinger

Neulich auf einer Wiese an der schwedischen Schären-Küste: Eine junge Familie wirft begeistert mit Holzstäben nach einer Reihe von Holzklötzen. Einige Wochen später sollte sich diese nur beiläufig bemerkte Szene dank einer Einladung in die Bonner Rheinaue mit Sinn füllen. „Kubb spielen“ stand auf der Agenda. Kubb? Genau, eben jenes Spiel mit den hölzernen Stäben und Klötzen. Während man sich hierzulande der staunenden Blicke vorbeikommender Spaziergänger sicher sein kann, avancierte Kubb in Schweden bereits vor sechs Jahren zum Sommerhit. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis dies auch in Deutschland der Fall sein wird.

Kubb ist ein Holzwurfspiel aus der Zeit der Wikinger. Ein ähnliches Spiel spielten zwar schon die alten Griechen, allerdings mit Steinblöcken. Kubb symbolisiert die Schlacht zweier verfeindeter Heere, die für ihren König kämpfen. Ursprünglich stammt es von der schwedischen Insel Gotland, wo seit 1995 die offizielle Weltmeisterschaft („VM i Kubb“) stattfindet. Einst wurde das Spiel mit Vedkubbar (Schwedisch für Hackholz) gespielt, woraus sich sein heutiger Name herleitet.

Kubb besticht durch einfache, aber clevere Regeln und verlangt sowohl taktisches Denken als auch Wurfgeschick. Dabei können zwei Einzelspieler oder zwei Mannschaften mit jeweils bis zu sechs Personen gegeneinander antreten. Klassischerweise spielt man auf einer fünf mal acht Meter großen Grasfläche (Profis auf acht mal zehn), wobei jeder andere halbwegs ebene Untergrund ebenso möglich ist. Auch der Spielaufbau ist denkbar simpel. Beide Mannschaften erhalten je fünf Klötze, die sie als so genannte „Basiskubbs“ auf ihrer Grundlinie – gleichmäßig verteilt – aufbauen. Diese Kubbs sind ca. sieben mal sieben Zentimeter dick, 15 Zentimeter hoch und in der Regel aus Fichte. In der Mitte des Feldes wird ein etwa neun mal neun Zentimeter breiter und 30 Zentimeter hoher König aufgestellt. Die Spielidee besteht darin, mit sechs etwa 30 cm langen Rundhölzern die Klötze der Gegner umzuwerfen, um anschließend den König zu fällen.

Der Spielaufbau im Detail (Grafik: www.kubbaner.de)

Zu Beginn des Spiels wirft jedes Team ein Wurfholz in Richtung König. Wer ihm am nächsten kommt, erhält alle sechs Wurfhölzer und darf die Schlacht auf die gegnerischen Basiskubbs eröffnen. Die Wurfhölzer sollten dabei von unten, mit dem Handrücken nach vorne geworfen werden und mit der Längsachse in Wurfrichtung fliegen. Horizontale „Hubschrauberwürfe“ sind nicht erlaubt. Bereits geworfene Rundhölzer sowie eventuell gefällte Basiskubbs bleiben liegen, bis alle sechs Hölzer geworfen wurden. Erst dann gehen sie an die gegnerische Mannschaft über.

Bevor die aber zum Gegenschlag ausholen kann, muss sie ihre umgefallenen Basiskubbs in das Feld zwischen dem mittig stehenden König und der gegnerischen Grundlinie werfen, wo sie als „Feldkubbs“ wieder aufgestellt werden. Trifft das einwerfende Team dabei zweimal hintereinander nicht das vorgesehene Feld, darf das gegnerische Team den Klotz beliebig positionieren. Jedoch muss vom König und den Seitenlinien mindestens eine Wurfholzlänge Abstand bleiben. Gelingt es dem Team dagegen mehrere Kubbs (nacheinander) so einzuwerfen, dass sie sich treffen, darf es diese wahlweise über- oder nebeneinander aufstellen.

Kubb-Aufstellung im Park, Rheinaue
Die Kubb-Grundaufstellung in der Praxis (Foto: Ben Fischer / Benanza.Pix)

Nun muss das einwerfende Team mit den Rundhölzern zunächst die Feldkubbs treffen, wobei auch mehrere Feldkubbs gleichzeitig fallen dürfen. Wird zugleich ein gegnerischer Basiskubb gefällt, muss dieser wieder aufgestellt werden. Erst wenn alle Feldkubbs gefallen sind, kann die Jagd auf die Basiskubbs beginnen. Sollten jedoch nach sechs Würfen noch Feldkubbs stehen, darf das gegnerische Team bis zu dem von ihr aus nächsten Kubb vorrücken und die Wurfhölzer von dieser Linie aus werfen. Gefallene Kubbs müssen dagegen immer von der Grundlinie eingeworfen werden.

Die Kubb-Partie kann auf zwei Arten enden. Regulär endet sie, wenn ein Team, nachdem es alle Basis- und Feldkubbs in der gegnerischen Hälfte gefällt hat, auch den König umwirft. In diesem Fall hat das werfende Team gewonnen. Der finale Königswurf muss dabei stets von der Grundlinie aus erfolgen. Die Partie kann allerdings auch vorzeitig enden, nämlich wenn der König umgeworfen wird, bevor alle gegnerischen Kubbs flach liegen. In diesem Fall hat das werfende Team leider verloren.

Wer einmal Kubb spielt, lässt sich davon schnell fesseln. Vom Kind bis zum Greis kann jeder auf Klötzchen-Jagd gehen, der ein Stück Holz acht Meter weit werfen kann. Dank einfacher Regeln lässt es sich selbst absoluten Neulingen binnen weniger Minuten erklären. Kubb eignet sich sowohl zum Partyspiel als auch für gesellige Turniere. In den eingangs erwähnten Bonner Rheinauen fand jüngst der Köln-Bonner Kubb-Contest 2005 statt. Höhere Weihen warten in Rhone IP auf der schwedischen Insel Gotland mit der offiziellen Kubb-Weltmeisterschaft, die das Team „Ekeby“ in diesem Jahr schon zum siebten Mal in Folge gewann. Für ambitionierte Kubbaner die ideale Voraussetzung, um Kubb-Geschichte zu schreiben.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien erstmals am 26. Oktober 2005 auf www.benanza.de und basiert inhaltlich auf dem damaligen Stand. Aus „nostalgischen“ Gründen haben wir ihn als „Benanza Classic“ noch einmal unverändert veröffentlicht.

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